Dr. Klaus Heer

Blick.ch vom 15. August 2016
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«So hält man die Liebe frisch»

Viele Paare trennen sich nur wenige Jahre nach der Geburt ihrer Kinder. Der Berner Paartherapeut Klaus Heer (73) verrät, wie man als Partner auch die Jahre nach dem Kinderkriegen gemeinsam meistert.

INTERVIEW: KAJA RICHARD
Sind kleine Kinder ein Liebeskiller?
Klaus Heer: Ja. Die Schwerkraft der Kinder beendet den Höhenflug der Erotik. Die herzigen Kleinen machen aus dem Liebespaar ein Elternpaar. So einfach und krass ist das.

Sie malen schwarz!
Nein, bunt. Wenn aus der Zweisamkeit eine Familie wird, eröffnet sich eine ganz neue Welt. Niemand kann sich das im Voraus vorstellen. Dieser Übergang von der Liebschaft zur elterlichen Liebe ist viel anspruchsvoller, als man denkt.

Wie schafft man das?
Man darf es weder einander noch sich selber übelnehmen, dass die sogenannte Liebesbeziehung verblasst. Auch nicht, dass völlig neue Prioritäten entstanden sind, deren Gewicht man schwer unterschätzt hatte. Miteinander in Liebe tragen, was zu tragen anfällt, das kann das neue gemeinsame Fundament werden.

Und wenn das nicht gelingt?
Dann zerbricht man an nostalgischen und unrealistischen Sehnsüchten und geht auseinander.

Wie schafft man es nach der Trennung, Freunde zu bleiben?
Prominente schwärmen meistens öffentlich davon, wie easy und locker ihre Trennung gelaufen sei und wie problemlos es sei, auch künftig einen guten Kontakt miteinander zu haben. Ich glaube denen kein Wort!
Was glauben Sie?
Ich weiss, dass eine Trennung einschneidend und schmerzhaft ist. Als getrenntes Elternpaar versöhnlich und solidarisch miteinander zu sein, ist höchst anspruchsvoll. Diese spezielle Form von Beziehungsfähigkeit ist man seinen Kindern schuldig.

Wie erklärt man Kindern die Trennung? Wie viel sollen sie wissen?
Grundsätzlich sollte man die Kinder nicht mit intimen Informationen über den Zerfall der Beziehung überfordern. Was sie nicht verstehen können, sollen sie nicht zu hören bekommen. Vielleicht kann man sich auf die Regel einigen: Wir sagen ihnen nur das, worauf wir uns geeinigt haben, dass wir es ihnen sagen.

Wann und wie stellt man einen neuen Partner vor?
Auch hier ist wohl Rücksicht ratsam. Für die meisten Menschen ist es schwer auszuhalten, wenn sie nicht nur als Liebespartner ersetzt werden, sondern auch noch als Elternteil. Also wird jemand, der emotional intelligent ist, die Kinder nicht eigenmächtig mit einem neuen Mami oder Papi konfrontieren.
© Dr. Klaus Heer: Psychologe – Paartherapeut – Autor